»Insert Brain → Control«
[Acryl on canvas; 80 x 100 cm; private collection Cologne]
// [Ich bin das Opfer!] Der Sturm treibt weiter sein Unwesen und fegt über die Häuser, durch die Gassen und durch die Köpfe dieser einsamen Spezies da draußen hinweg. Verwirrung und Unwohl tun sich kund. Ich fühle es. – Psychopharmaka sollen helfen. So sei es! Dann besucht man den Wohlfühlspezialisten. Im Internet hat man ihn gefunden und er ist Experte. Ein weiser Mann. Noch nicht ganz alt. Goldverzierte Hände weisen einem den Weg in die Praxis, auf den Diwan. Ein Gespräch bahnt sich an. Wie man sich denn so fühle, möchte dieser Herr erkunden und sondiert Plattitüden. »Beschissen natürlich!«, antwortet man, sonst wäre man ja wohl nicht hier. Behutsam wird eine Brille zurechtgerückt, bis sie wieder auf dem Mittelpunkt der Nase weilt. Hände werden kurz gerieben. Man vernimmt einen leichten Seufzer und erspäht einen mitleidsvollen Blick. Ich bin das Opfer! Nur muss man jetzt damit beginnen, diese Rolle auch auszufüllen. So viel Aufmerksamkeit bekommt man nur für hohe Stundensätze. Das muss sich auch lohnen. Aber dann: Standardprozedur! Die gute alte Kindheit will er also bemühen und fragt, und fragt, und fragt nach Umständen, Konstellationen, Zusammenhängen, Erfahrungen und Misserfolgen. Ich kann ihm nichts dazu erzählen, zu fern ist das alles schon von mir weggetreten. Ich sage ihm, ich lebe voll und ganz im Jetzt, die Zukunft sei es, was mir Angst mache, mit der Vergangenheit hätte ich abgeschlossen. Die Stunde ist vorbei. Es wird ein neuer Termin vereinbart. Man schüttelt Hände. Man bedankt sich gegenseitig. Man geht – ohne Rezept in der Tasche. Es wird kein Wiedersehen geben, das fühle ich. [Auszug aus: »Treffpunkt Couch – das nie geschriebene Buch«]
Aus meinem Buch mit dem Titel »Über das letztendlich unvermeidbare Zerwürfnis rationaler Wesen mit den immer häufiger kursierenden, klammheimlichen, nicht mehr im geringsten Ansatz beurteilbaren, rein gefühlten, nicht erdachten Weltanschauungen« ISBN: 978-3-945296-66-0 // Kastner Verlag 2018