Schneckologie-Report //
Das Kesselgewölbe der Hüpfschnecke war unter den Auswirkungen der eklatanten Animation der Paralleluniversalpendler schon vor einiger Zeit zusammengebrochen. Ohne heimatlichen Zufluchtsort, musste sie sich seit geraumer Weile schon als Wegdröhner durchschlagen. Die dunklen, niemals funkelnden Gassen der Hauptstadt, durch welche sie sich zu bewegen hatte, waren bekannt bei sinistren Dieben und groben Streichern. Hauptadern und Prunkboulevards waren ausschließlich den Knisterern und den Raschelnden vorbehalten. Dort hindurchzuschlüpfen wurde mit härtesten Bestrafungen geahndet, egal wie leise man auch auf dem eigenen Schleim daher glitt. In den Baracken am Straßensaum der erlaubten Wegstrecken saßen mitunter glucksende Klotzer, allzeit bereit ihrem brotlobenden Übersektoiden Rapport in Erstattung zu stellen, welchen jener an den nächst höher gestellten Supravisionisten, ohne eigene Quantifizierung, weiterzuleiten hatte. So ergab es sich für die Hüpfschnecke, welche streng genommen eigentlich einer Untergattung der allgemeinen Springschleimlinge zuzuordnen war, unter äußerster Sachtheit und Hinsicht in diesem Milieu zu leben. Es gelang ihr einigermaßen.
Es musste wohl ein Tag des Knuff gewesen sein, an dem sie sich, auf der Suche nach mikrobiotischer Kost, in dem engen Gezwirbel des Grottenviertels verlief und so auf einen Laden traf, welcher einladende Schilder mit Hinweisen zu Brühnahrung aufzuweisen hatte. So ein Wasserwürfelchen wäre freilich ein Schmaus in kniffeligen Zeiten und der Sättigungseffekt würde sicherlich eine Monade vorhalten. Ob es wohl abzuleisten wäre, mit den wenigen Dutzend Piktokernen, die sie sich mühsam angespart hatte? Als ob geahnt, kam sogleich ein Klickerer durch einen Ritz in der Schabracke hervorgeschnellt.
»Wollen Sie einen unschlagbaren Erwerb tätigen, einzig und eigen in seiner Art, unvergessbar für alle Zeitlein, Verehrteste?«, nuschelte das krumme Baumtierchen. Dabei verzog es die Lippbacken in drei Richtungen und ein wenig zartgrün-bläuliches Sekret trat durch die Mundwinkel aus. Die Hüpfschnecke überlegte kurz. Es war ihr klar, dass sie in Verkaufsgespräche verwickelt, schnell in eine Falle geraten könnte, die zu ihrem Unglück beitragen konnte, oder zumindest ihr Kontor verringern würde. »Würden Sie es in Betracht ziehen, für alle kommenden Zukünfte, bis in die ferne Ewigkeit sozusagen, im Glitter zu frachten und nie mehr unter Würde Ihrer selbst, sich zu begleiten?«, legte der hölzerne Krümmling nach. »Ein Angebot schwebt, liegt und fordert nur nicht viel …«.
Die Verunsicherung der Hüpfschnecke wich fast der Begeisterung, doch auch der Skeptizismus blieb in Teilen noch erhalten. Sie fasste sich an ihr Glibberkinn, und entgegnete freimütig: »Wie ist dero Kern zu verstehen, welch ist der Gewinn und lasst Ihr mich den Preis zu jenem kennen? Nicht sicher bin ich mir über deren Leist und Nutz!« Der Klickerer gab sich kernig und wandte sich in sich ein, kicherte kürzlich, wand sich wieder aus und sprach: »Nur Nutz, kein Preis. Nur frei, kein Zwang zu sein. Adel kann! Nur bring unser Hölzlein heim ins Reich für uns, können wir dort nicht mehr wandeln und verfügen selbst. Nimm Ast und geh. Du wirst zur Glitterschnecke empor gehoben, ohne eigen Fleiß und kannst nun unter edleren Lebewesen kriechen.«
»Kein einzig Piktokern willst Du mir dafür nehmen?«
»Kein einzig Kern! Nimm Du nur Hölzchen mit, bekommst Du Schlüsselkarte von mir gereicht, zu Ruhm und Ehr, Kost und Logis.«
»So sei es denn!«, rief die Hüpfschnecke frohgemut und überwürfig.
Der Klickerer händigte ihr das Ästlein über, welches sie gleich tief im Schleim verbarg und er legte ihr das Schlüsselkettchen samt Karte über, worauf hin sie sofort in Glimmer begann zu erscheinen und gesamtheitlich extrem glittervoll zu erstrahlen. Überwältigt ob der nun erwachten Schönheit und der vornehmen Eleganz, dankt die neu geborene Glitterschnecke dem krummen Baumtierchen mit Überschwang. »Einzig Bedingtheit sei, das Hölzchen zu gegebener Zeit am Hauptplatz zu platzieren, nämlich dann, wenn es eines fernen Tages damit beginnen wird, sanfte Vibrationen abzusondern.«, fistelte jenes noch, bevor es wieder in einem Ritz der alten Schabracke verschwand und verstummte. »Das soll so geschehen!«, rief Glitzerschneck und kroch sich auf, um sofort aufzubrechen. Sie konnte es nicht erwarten, die tristen engen Gassen der Lebertrasse zu verlassen, um hinauf zu den vielspurigen Schönwegen des Elitärkomplexes vorzudringen, auf denen sich Feingetier und Logenwesen trafen, um sich gegenseitig mit Sinnlichkeiten zu benetzen.
Verzückt schleimte sie sich ihre Bahn durch die Elendswege, ihren Schein an Wände und Türen werfend. So geweckt, verquerten ihr plötzlich zwei automatisierte Leibgratler den Weg und forderten nicht weniger als achtundneunzig Prozent Ihres Glitterglanzes.
»Gib Glanz ab, Schneck, oder vertrockne unter unserem grausamen Gebläse!«, johlte der Schlankgewachsene, während der Leibwandige nur dümmlich schielend zu ihr herüberstierte und gluckste. Ihren Luftwandler hatten beide bereits auf sie gerichtet und schon spürte sie, wie die Feuchte aus ihr zu weichen schien. Das war wohl dann das Ende. So kurz vor ihrer Elogierung, sollte sie nun doch verenden. Es war traurig, aber Fakt, denn sie war nicht bereit nur ein einzig Prozent ihres Glanzes an Andersweitige abzugeben. Zu sehr hatte sie schon gelitten und Not gedurft. Lieber wollte sie aus dem Leben weichen, als wieder im Schlamm der finster dunklen Gassen den Muff zu atmen und Entbehrungen zu erleiden. So im Gedenk an Verabschiedung aus dieser Welt versunken, kräuselte sie sich und zog die Fühler eng an ihren Leib, um ein letztes bitteres Gefühl zu emulierten.
Ohne wirklich zu wissen, wie ihr geschah, gab es plötzlich einen lauten Schlack und viel blättriger Saft flog durch das Geschoss. Die Leibgratler waren nur noch als Kleckse an den Fassaden wahrzunehmen und mehrere edel armbrustierte Fregattentrapser galoppierten auf Fasanerieläufern durch die Gasse auf sie zu. Ihr Schleimpelz funkelte zwar wieder, aber dennoch kräuselte er sich noch vor Angst.
»Habt keine Furcht, holde Baroness Glitzerschneck, wir kommen zu Eurer Errettung!«, schrie der Zeremonienfuchtler der zwölfköpfigen Truppe. »Lasst uns Euch Geleit gewähren in besseres Gebiet.« Erstaunt und äußerst dankbar, nahm sie das Gebot entgegen und folgte dem Kommando der Trapser umgehend, froh ob der unverhofften Hilfe dieses Einsatzes im besten Zwirn und Buntgewand.
Nach einem etwa zweistündigen Kriech erreichten sie endlich eines der schweren, digital geschmückten Stadttore. Die Umgebung schien hier schon freundlicher. Noch nie war die Glitzerschnecke so nah an die besondere Zone herangetreten. Neugierig betrachtete sie die Torvorsteher in ihren modernen schillernden Roben, die mit fremdartigen Zeichen besetzt waren, welche sie noch nicht zu entziffern verstand. Einige Formalitäten mussten wohl noch getätigt werden, und es wurde von ihr ein frischer Fühlerabdruck verlangt, bevor man ihr die riesige Aluminiumpforte öffnete, um sie endlich, unter dem seltsamen Klang duzender elektronischer Schallwandler, einzulassen.
Die berauschende Harmonie, die diesem Gemälde aus Tönen und Flächen innewohnte, war ihr neu und faszinierte sie sehr. Sie konnte sich gut vorstellen eines Tages einen Wunschberuf zu ergreifen, der in diesem Metier beheimatet war. Die Wege dazu standen ihr ab jetzt zumindest offen. Alles stand in Möglichkeit. Sah so die langersehnte Freiheit aus, von der die Bewohner des Unterrangs immer lauthals schwadroniert hatten, wenn sie Mengen an Maschinenmilch konsumiert hatten und zum Austausch von Gehässigkeiten und Unwillen an abgelegenen Orten zusammengetroffen waren? – Vielleicht. Zumindest bedeutete diese neu errungene Lebensweise die Abwesenheit von Nahrungsmangel, Durst und allgemeinem Elend an sich, was ja schon ganz ordentlich war. Darüberhinaus zu denken, schien, im Moment zumindest, nicht angebracht. Es würde sich dazu sicherlich ein philosophisches Kolleg finden lassen, welches sie aufsuchen könnte, wenn solche Fragen tatsächlich einmal bohren sollten. Jetzt hieß es, erstmal ausgiebig die Genusssektoren aufzusuchen, um sich ein wenig am Wohlstand zu mästen.
Einige Jahre gingen ins Land und Baroness Glitzerschneck war an Umfang und Statur sehr gut gewachsen. Körperlich also, war sie ausgewachsen und zeigte keinerlei äußerliche Entbehrungserscheinungen mehr. Auch hatte sie sich relativ hervorragend auf die einfachen angenehmen Lebensbedingungen eingestellt. Sozial hatte sie sich akklimatisiert und stetig ihren interaktiven Zirkel ausgeweitet, so wie das von der wachsamen Obranz auch erwartet wurde. Sie konnte fast dreißig Individuen als gute Freundschaften bezeichnen und zählte circa fünfundvierzig lockere Bekanntschaften. Wobei noch etwas Luft nach oben war, da über den Hut geschert fünfzig Freundschaften und hundert Bekanntschaften als erstrebenswerte Norm zählten. Extreme Eiferer hatten zwar meist schon in beiden Bereichen nach kurzer Zeit die Hundertermarke überschritten, aber ihre eigene Quote war nicht zu verachten.
Wie üblich, durchkroch sie morgens ersteinmal die breit angelegten Gartenlandsschaften, wobei sie sich jedesmal einen neuen kleinen Teilbereich vornahm, in dem sie ausgiebig graste. Das faszinierende war, dass es einige Tausend dieser, nach modernster erprobter Gentechnologie modifizierten Flächen gab, die jeweils mit Hunderten, sehr unterschiedlichen Geschmäckern aufwarten konnten. Nach dem Besuch eines Mathematikkollegs, hatte sie für sich durchgerechnet, dass noch in etwa siebenhunderfünfzigtausend weitere Aromen auf sie warten würden, was sie abgerundet ungefähr zweittausend und fünfundvierzig Jahre in Anspruch nehmen würde, all diese Sorten durchzuprobieren. Und für die Zeit danach arbeiteten fleißige Zufallsmikroben bereits an weiteren Produkten. Man schätzte, dass alle zwei Jahre mindestens neunhundert neue, verträgliche Geschmacksrichtungen hinzukommen würden. Alles in allem war also in diesem Bereich für die Zukunft vorgesorgt. Nur noch ganz gelegentlich dachte sie an ihre Vergangenheit. Daran, wie es gewesen war, die engen versifften Gassen nach Abfall der riesigen Mikrobenfarmen, die sich weit über den Untervierteln befanden, zu durchforsten, immer im Streit mit anderen futtersuchenden Kreaturen, die bissen und kratzten, wenn man ihnen nur zu nahe kam. Die einsamen Stunden, manchmal Tage, die sie in den dunklen, kalten Winkeln der unterirdischen Kanäle zugebracht hatte, um sich vor Rivalen zu verstecken, die sie nur als Beute ansahen, schienen fast vergessen und doch schlich sich immer wieder dieses klamme Gefühl ein, dass dort noch Milliarden andere Lebewesen ein grausames Los zu bestreiten hatten. Diese kurzen Phasen posttraumatischer Stresssyndromologie verbrachte sie dann auch meist in einem der vielen Nahnarkotisierungszentren der anliegenden Umgebung. Die Medikation, die sie dort genoss, half ihr und brachte sie meist durch einen längere Zeitraum, ohne eklatanten Rückfall. Grob gesprochen, verspürte sie Glück und sog es begierig in sich auf. Das Streben nach allgemeinem Wohl war oberstes Gesetz auf dieser Ebene.
Und doch gab es auch Meisterschaften zu bewältigen. Die Hürden der drei ersten Stufen zur ordentlichen Zunftschnecke hatte sie bereits gerissen, aber die Prüfungen wurden mit jedem Grade schwerwiegender gehandelt. Die Intervalle zur Vorbereitung verkürzten sich zunehmend und die Lektionen waren immer umfassender aufbereitet. Bald fand sie sich in einem System aus verschachtelten Teilgebieten wieder, welche vordergründig nicht zusammen zu gehören zu schienen. Aber mit jedem weiteren Schritt drang sie in die jeweilige Logik der Sparten ein und entdeckte, zu ihrer Überraschung, jede Menge Überschneidungen, die ihr das Werk einer allumfassend Wirkenden Instanz zu offenbaren schienen. Jedoch würde es sicherlich noch etliche Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, einen einstimmigen Kanon daraus aufzubereiten, welcher für sie eine allgemein gültige Philosophie unterstrich. Und die Unstimmigkeiten in den, als edel, weise und gerecht erachteten Regelwerken waren nicht von der Hand zu weisen. Wie konnte es gerecht sein, dass sie, als vormalige Hüpf- und Glibberschnecke nun erlaucht war, den Weg der wissenden Quader zu beschreiten und doch so viele andere Geschöpflinge nur auf den niedersten Sprossen ihren Dienst erleiden mussten? Warum konnte eine große gültige Verlauchung nur den wenigsten zu Teil werden und nicht allen Emanationionalitäten in diesem uns bekannten Universum? Diese Fragen quälten und ließen oft schlaflos Nächtle. Einer der wachenden Gelenkwandler hatte ihr aber fest versichert, dass diese abträglichen Gedanken sich auf dem Weg zur Meisterschnecke gewiss verübrigen würden. Nach dem Motto »Kraft durch Stärke!«, sollte man sich kriechen lassen, sorglos von dem Allschnecklichen angeleitet.
In den Zwischenzeiten gab es einige frei einteilbare Zeiteinheiten, die man wahlweise mit langem Lustkriechen durch das Parkland, im Cinematographologischen Institut oder bei den gallertartigen schnecklichen Betätigungen durchbringen konnte. Beliebt war vor allem das Geleebad, weswegen es zeitweise wegen zu großem Auflauf geschlossen blieb, besonders an heißen Tagen im Zenitabschnitt.
Baroness Glitzerschneck zog es meist in die Parklande, um mit den engeren Kontakten die Schönheit und die allgemein gültigen Mysterien aller Erscheinungen und deren Erleben zu disputieren. Im Normalfall traf man sich in Gruppen von sieben oder zwölf, aber immer häufiger sah man in letzterer Zeit auch einsame Pärchen dahinvegetieren, was von manch einem kritisch beäugt, aber von der Allgemeinheit mittlerweile geduldet wurde. Manche dieser sogenannten Kleinzirkelletten besaßen sogar den Mut, zusammen zu leben, und man sagte Ihnen nach, sie würden heimliche Verschleimungen praktizieren. Ihr selber war einmal bei einer Recherche ein Datensatz dazu zwischen die Fühler geraten, der sie zugleich schockiert und erregt hatte. Die Gegenseitige Duette-Anschleimung unter Zweilingen war eigentlich ein Tabuthema und widersprach direkt der Doktrin der allgemeinen Gruppenverschleimung, welche nur an ausgewählten Glitzerfesttagen praktiziert werden durfte. Jedoch bestand die Duette-Anschleimung schon lange vor dem Anbruch der glorreichen Neuordnung und wurde von der Wissenschaft unter der Rubrik Monoschleimie abgehandelt und genetisch sowie teilweise sozialkulturell erklärt. Das besagte zumindest der alte Datensatz aus dem Archiv. Auf jeden Fall erweckte es ihre Neugier und sie wollte diese wieder auflebenden Formen der Zweischleimheit gerne näher ergründen, auf rein analytischer Basis, versteht sich. Nicht das sie etwas gegen die Gruppenverschleimung hätte, sie wurden oft ausgeübt und waren reizvoll wie eh und je, aber doch spüre sie, dass es noch etwas anderes, tiefergreifenderes, gründlicheres geben könnte, etwas, dem mehr quantoskopische Magie innewohnte.
So ließ sie heute – als gewählte anerkannte Wortbereiterin – die Gruppe, welche heute ausnahmsweise nur fünf Teilnehmer zählte, anstatt der registrierten sieben, wie zufällig, auf dieses Thema einschwenken und eröffnete die Runde nach der protokollarischen Begrüßung mit einer thematisch einleitenden Frage.
»Ihro gleichversinnt Gedenkschnecken dieses Zirkels, begrüßet seid ihr in Eurer Einzigheit und Euer Schleim sei gelobtschneckt vor dem Allschnecklichen!«, sie machte eine kleine Pause zur inneren Sammlung. »Zur heutigen Frag bestimmt sei, die Thematik, ob und wie es sich wohl verhalten mag, mit der immer häufiger auftretenden Verzweischneckung, welche unsere Gesellschaft unzweifelsfrei befällt, und ob und wie es sich bewenden mag, mit dera Risiken und Chancen sowie ihrer Durchschneckung oder Zerschneckung unserer anerkannten, erprobten und gut ausgeschneckten Lebensweise.« Sie hatte die Einleitung bewusst sehr kritisch formuliert. Ersten, um nicht als Sympathisantin zu erscheinen und zweitens, um Kritiker sofort herauszufordern und zu segmentieren.
Wie üblich eröffnete ein gewisser Lord Triefenschleim den Diskurs mit seiner Feststellung. Das war sein Privileg, da er einer der ältesten Schnecklinien entstammte und auf eine lange aufregende Historie der Laborzüchtung zurückblicken konnte. Nichtsdestotrotz konnte Glitzerschneck ihn nicht leiden und empfand seine Art der Sprachführung als borniert und arrogant.
»Das theoretische Problem mit der angewandten nun vorläufig praktizierten und eventuell bald als Verworfen zu geltenden Verzweischneckung ist, dass es eine Zumutung an unsere freigiebig gewachsene Ordnung der Gleichheit aller Schneckoiden ist, und die Ausgeglichenheit der Wertungen unter den Kategorien, der zum Wohle aller entwickelten Gesetzmäßigkeiten, untergräbt.«, begann er mit seiner nasalen hochgestochenen Stimme, in der eine Grundnervosität ruhte, die er durch eine besonders klare Aussprache zu verbergen gesuchte. »Die personelle Verschneckung von nur zwei Individuen kann ferner Verwirrung und Neid unter anderen Mitgliedern auslösen sowie die Ordnung, auf Grund dieser, als egoistisch einzuordnenden Handlungen Einzelner, wahrlich gefährden. Von der zweisamen Verschleimung, die eine geradezu widerlich ekelerregende Spitze gegen unsere traditionell ausgeübte Gruppenverschleimung schießt, ganz zu schweigen!«, schloss er mit hocherregten, zitternden Fühlern.
Fortsetzung folgt …
Diese Kurzgeschichte entstand auf zwei Flügen (20.6.2019 // SU1963 von Astana nach Moskau und SU1186 von Moskau nach Wolgograd). Den zweiten Teil habe ich am nächsten Tag in Wolgograd im Viertel »Traktorosawodskij« dazugeschrieben.